Menu

Jahrestagung 2020

Die 1. Jahrestagung der neugegründeten Gesellschaft für interprofessionelle Gesundheitsversorgung - kurz IP-Health, startet mit der Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Vorsitzende, Anna Laven und einer Einführung im Umgang mit zoom durch Birgit Wershofen. Eine Kurzvorstellung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigt die Diversität an Professionen, die sich für die Thematik der interprofessionellen Zusammenarbeit interessieren – aus Deutschland, Schweiz und Österreich.

Der erste Redner, Lukas Nock referiert über „Erfolgsmomente und Roadblocks im Arbeitsalltag – Was haben interprofessionelle Zusammenarbeit und Labskaus gemeinsam?" Ausgehend vom Bild des Labskaus – das er als diffuse Angelegenheit, als kulinarisches Grenzprojekt, das nur schmeckt, wenn sich das Gleichgewicht der Zutaten nicht verschiebt – überträgt er diese Aspekte auf das Wesen der Interprofessionellen Zusammenarbeit.


Im internationalen Vergleich haben z.B. Schweden und Schweiz schon mehr an Interprofessioneller Lehre und Projekte umgesetzt als Deutschland. Gründe dafür sind einerseits die Akademisierung der Gesundheitsberufe. Auch gibt es in diesen Ländern andere Vorstellungen von Hierarchien im Gesundheitswesen und ein wichtiger Punkt – interprofessionelle Zusammenarbeit wird staatlich gefordert und gefördert.


Ausgehend von einer Monoprofessionalität der Player in der Gesundheitsversorgung, zeigt er auf, dass das Miteinander der Interprofessionalität viel höhere kommunikative Anforderungen bedingt als die Interdisziplinarität, die sich eher durch ein Nebeneinander auszeichnet.


Auf Grund der unterschiedlichen (berufs-) politischen Vorstellungen davon, was unter Interprofessionalität zu verstehen ist, wird es spannend, welche Berufsperspektive sich diskursiv und praktisch durchsetzt.


In der Diskussionsrunde, moderiert durch Andre Mihaljevic, wurden verschiede Aspekte der Verwertbarkeit von Interprofessionalität erläutert – von der Umsetzung im klinischen Alltag bis hin zur Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


In seinem Vortrag „Interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen – Jetzt wird's digital" stellt Peter Makolla eine spannende Softwarelösung vor, bei der die Behandlungsdaten in einer Active Health Cloud für alle Beteiligten in Echtzeit abrufbar sind.


Er weist darauf hin, mit welchen Problematiken/Fragen sich Krankenkassen, Angehörige von Medizinal- und Gesundheitsberufen sowie Patientinnen und Patienten befassen müssen, damit die elektronische Gesundheitsakte (eGA) bzw. elektronische Patientenakte (ePA) eingesetzt werden kann.


Die Erläuterung der Vor- und Nachteile einer patientenzentrierten vs. heilberuflerzentrierten Austauschmöglichkeit von medizinischen Daten zeigen, wie komplex das Thema ist. Mit Active Health Cloud ist schlussendlich eine schnellere Kommunikation und Koordination gewährleistet, was zu einer Verbesserung der Versorgungseffizienz beiträgt.

In der Diskussionsrunde, moderiert durch Anna Laven, kommt man zum Schluss, dass eine gute Kommunikation unumgänglich ist, um ein gemeinsames Verständnis von Begriffen aufzubauen.


Marion Huber, bezieht sich in Ihrem Vortrag „Die Bedeutung von Hierarchie und Perspektivenwechsel für erfolgreiche interprofessionelle Zusammenarbeit" auf die Definition für Interprofessioneller Zusammenarbeit von Zwarenstein et al. Demnach ist IPZ ein „ausgehandeltes Übereinkommen zwischen den Professionen, hinsichtlich des Fachwissens und der Beiträge, welche sie einbringen können".


Sie zeigt auf, dass in der Forschung um IPZ positive Effekte sichtbar sind, jedoch kulturelle, traditionelle, soziale und wirtschaftliche Aspekte und deren Einflüsse bis jetzt nicht ausreichend beachtet wurden.


Macht und Hierarchie sind meist ein Nebenprodukt von Untersuchungen im Bereich der interprofessionellen Lehre und Praxis und werden in Studien oft umschrieben, d.h. nach Marion Hubers Ansicht reden wir „um den heißen Brei herum". Sie zeigt den Einfluss von Macht auf der Makro-, Meso- und Mikroebene auf und schlussfolgert, dass ein Perspektivenwechsel u.a. bedeuten könnte, eine Interprofessionelle Identität zu entwickeln ohne dabei die eigene Professionsidentität abzulegen. Auch das Anerkennen bestehender limitierender Faktoren in den unterschiedlichen Versorgungssettings, stellt eine Form des Perspektivenwechsels dar.


In der Diskussionsrunde, moderiert durch Birgit Wershofen, wird offensichtlich, dass wir im Gesundheitswesen einen Gender-Bias bezüglich Macht und Hierarchie haben. Es würde helfen, Macht und Hierarchie schon in den Ausbildungen zu thematisieren sowie die beiden oft negativ besetzten Aspekte als dynamische Konstrukte anzusehen – z.B. Hierarchie als Ordnungssystem mit unterschiedlichen Möglichkeiten bezüglich Machtausübung.


Ulrike Katzfey hat die ehrenvolle Aufgabe die „Prämierung der Preisträger Interprofessionelle Zusammenarbeit und Vorstellung der Projekte" zu übernehmen.
Ausgehend vom Pilotprojekt „Progress! Sichere Medikation in Pflegeheimen: Erarbeitung eines Online-Tools für die Verbesserung der IPC" unter der Leitung von Dr. Simone Fischer von Patientensicherheit Schweiz wurde ein spontaner Workshop initiiert, mit dem Ziel Interprofessionalität in eine interaktive Form zu bringen und ein Fallbeispiel unter Einbeziehung der Expertisen und praktischen Erfahrungen der Teilnehmenden zu konstruieren.
An diesem Workshop unter der Leitung von Prof. Dr. Marion Huber nahmen 2 Pharmazeut*innen, 2 Ärztinnen und 1 Pflegefachperson teil.
Der Preis von € 2000.- wird für die konstruktive Zusammenarbeit in diesem Workshop überreicht: Es konnte gezeigt werden, dass der Aufbau intrinsischer Motivation, ein fortwährend geforderter Perspektivenwechsel und das aktive Einbeziehen aller Expertisen wichtige Aspekte für eine gelingende interprofessionelle Zusammenarbeit sind und so in kurzer Zeit sich fremde Personen zu einem hochproduktiven Team zusammenschweißen konnten. Herzlichen Glückwunsch!


Markus Melloh hat am Ende der Tagung die verschiedenen gehörten Facetten der interprofessionellen Zusammenarbeit zusammengefasst und die nächsten Schritte der IP-Health erläutert. Die IP-Health hat sich von einer deutschen zu einer deutschsprachigen Fachgesellschaft entwickelt und befindet sich nunmehr auf dem Weg zu einer europäischen, mehrsprachigen Fachgesellschaft.


Pünktlich bedankt sich Anna Laven bei allen Referent*innen, Moderator*innen sowie bei den Teilnehmenden um die konstruktiven Beiträge und anregenden Diskussionen und beendet die Tagung.

 

 

Stichworte: Diesem Inhalt sind Tags zugeordnet. Ähnliche Themen finden Sie nach einem Klick.

Werden Sie Mitglied bei IP-HEALTH e.V.:

  • Sie suchen Möglichkeiten zur interprofessionellen Zusammenarbeit?
  • Sie möchten die vorhandenen Therapiemöglichkeiten für Ihre Patienten gemeinsam gestalten und individuell anpassen?
powered by webEdition CMS